Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln

Damit ein Unternehmen einschätzen kann, wie hoch der Anspruch an die Nachhaltigkeitsziele sein sollte, muss es die wesentlichen Auswirkungen analysiert und die wichtigsten Stakeholder eingebunden haben. Die Entwicklung am Markt sowie in der Gesellschaft sollten geprüft und Rückschlüsse für die Auswirkungen auf das Unternehmen gezogen werden. Zudem sollte beantwortet werden, welchen Nutzen das Unternehmen für Ihre Kunden und die Gesellschaft erhebt.


In Kürze

Eine Nachhaltigkeitsstrategie beschreibt, welche Nachhaltigkeitsziele ein Unternehmen erreichen will und welche Rahmenbedingungen für die Umsetzung gesetzt werden. Dabei kann das Niveau der Ziele sehr unterschiedlich sein. Doch wie legt ein Unternehmen fest, wie ambitioniert die Nachhaltigkeitsziele sein sollten?


Inhaltsverzeichnis:

Grundsätzliches zu Nachhaltigkeitsstrategien:

Eine Nachhaltigkeitsstrategie bedingt keinen Nachhaltigkeitsbericht und andersherum. 

Ein Nachhaltigkeitsbericht belegt hauptsächlich die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens der näheren Vergangenheit und ist ein primär nach außen gerichtetes Instrument. Die Nachhaltigkeitsstrategie sagt aus, was das Unternehmen in Zukunft plant und dient vorrangig zur internen Navigation. Gleichzeitig begünstigen sich Strategie und Bericht. Die Strategie dient dem Bericht in Bezug auf eine klare inhaltliche Struktur und schafft den Zusammenhang der zu berichtenden Themen. Wenn Sie berichtspflichtig sind, müssen gemäß den Vorgaben der Berichtsstandards (ESRS, DNK, GRI, etc.) erklären, ob sie eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen beziehungsweise zu wann Sie eine Nachhaltigkeitsstrategie etablieren wollen. Ihre Strategie kann von den strukturierten Auswertung der Nachhaltigkeitsaktivitäten im Nachhaltigkeitsbericht profitieren.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie kann eigenständig erstellt oder in die Unternehmensstrategie eingebunden werden. Eine in die Unternehmensstrategie integrierte Nachhaltigkeitsstrategie meint erst mal nur, dass kein gesondertes Dokument entworfen wird. Die Ausgestaltung ist unterschiedlich und kann bedeuten, dass die Unternehmensstrategie Kapitel und Ziele zu Nachhaltigkeit enthält, die auf die anderen Inhalte abgestimmt sind. Idealerweise werden aber alle Inhalte und Ziele der Unternehmensstrategie auf die gesetzten Nachhaltigkeitsansprüche geprüft, sodass jedes Unternehmensziel auf eine Steigerung der Nachhaltigkeitsleistung einzahlt.

Im Kern umfasst eine Nachhaltigkeitsstrategie die großen Ziele für die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen, sowie jeweils Teilziele, die zur Erreichung notwendig sind. Sie hilft einem Unternehmen bei der strukturierten Verbesserung der Nachhaltigkeitsaktivitäten und -leistungen. Die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen sind die Themen eines Unternehmens, bei denen die Wirkung langfristig am größten ist. Sie analysieren hierfür die Wirkung des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out-Perspektive) und die Wirkung dieser Themen auf das Unternehmen (Outside-In-Perspektive).


“Die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen sind die Themen eines Unternehmens, bei denen die Wirkung langfristig am größten ist.“


Das sollten Sie vor der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie wissen:

Es gibt verschiedene Gesichtspunkte, die bei der Ausrichtung einer Nachhaltigkeitsstrategie geprüft werden sollten:

  • Welche regulatorischen Änderungen gibt es?
  • Wie sind die Nachhaltigkeitsbemühungen des Wettbewerbs und damit die Erfüllung der veränderten Anforderungen Ihrer Zielgruppen und Kunden?
  • Welche Auswirkungen haben aktuelle und zukünftige ökologische Risiken auf Ihr Unternehmen wie beispielsweise Ressourcenknappheit, Klimaerhitzung und Unwetter?
  • Welche Auswirkungen haben aktuelle und zukünftige gesellschaftliche Veränderungen wie beispielsweise der demografischer Wandel und Wertewandel?

Sie sollten Ihre wichtigsten Stakeholder einbeziehen und überprüfen, was sie von Ihrem Unternehmen erwarten. Mindestens folgende Stakeholdergruppen sollten Sie vorab einbeziehen:

  • Befragen Sie die Relevanz von Nachhaltigkeit bei Ihren Mitarbeitenden und prüfen Sie die Anforderungen potenzieller Bewerber*innen
  • Analysieren Sie den Anspruch Ihrer Kunden

Beachten Sie auch Ihre Ressourcenallokation. Investieren Sie ausreichend Zeit für die strategische Ausrichtung. Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema und zieht sich durch alle Bereiche des Unternehmens. Es ist zu empfehlen, die Bandbreite von Nachhaltigkeit zumindest grob zu verstehen. Für die Einordnung von nachhaltigem Wirtschaften und individuellen Fragen stehen wir gern zur Verfügung.

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Die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie:

Für die Personalentwicklung ist es entscheidend, die Bedeutung der Nachhaltigkeit zu erkennen und gegebenenfalls die Relevanz bei der Geschäftsführung zu Die Grundlagen einer Strategie sind der Unternehmenszweck, die Vision und die Werte eines Unternehmens. Diese Aspekte sind die Fundamente eines jeden Unternehmens und können anhand der folgenden Fragen beantwortet werden:

  1. Warum gibt es das Unternehmen?
  2. Was will das Unternehmen erreichen?
  3. Wofür steht das Unternehmen?

Für die Beantwortung der ersten Frage lohnt sich auch ein Perspektivwechsel. Die Perspektive der Personen, die Ihre Angebote nutzen, ist besonders wichtig. Aber auch die Perspektive auf den gesamtgesellschaftlichen Mehrwert kann noch ganz neue Antworten finden.   

Die zweite Frage der Vision sollte auch beantworten, wie für das Unternehmen eine zukünftige nachhaltige Welt aussieht. Dabei sollte konkret auf die eigene Branche und das eigene Thema eingegangen werden.

Im weiteren Schritt beschreiben Sie dann, wie Sie dazu beitragen, dass Ihre Vision Wirklichkeit wird.

Es gibt inzwischen immer mehr Unternehmen, die einen sogenannten „higher Purpose“ verfolgen. Der Kern des Geschäftsmodells ist es, ein gesellschaftliches oder ökologisches Problem zu lösen. Sie werden gegründet, weil Menschen auf Probleme aufmerksam werden und diese zum Beispiel nicht mit Ihrem Sinn für Gerechtigkeit vereinbaren können. Ein bekanntes Beispiel ist hier die Marke Viva con Aqua.

Aber auch Unternehmen, die im Kern keine sozialen oder ökologischen Lösungen bieten, können ihren Unternehmenszweck auf einen positiven Impact ausrichten. Zum Beispiel hat GROHE1 (ein Hersteller von Sanitärprodukten und Armaturen) ebenfalls das Kernthema Wasser. Die Nachhaltigkeitsstrategie baut auf drei Säulen, wo die erste Säume “globale Sanitärversorgung und Hygiene” ist. Nimmt der Hersteller dieses Ziel ernst, kann das klassisch kommerzielle Unternehmen durch die Einnahmen ihrer Produkte eine positive gesellschaftliche Wirkung erzielen. Hinter dem Ziel “Verbesserung der Sanitärversorgung und Hygienebedingungen für 100 Millionen Menschen weltweit bis 2025” stecken einfache und und kostengünstige Tolietten- und Handwaschlösungen für Menschen die bisher eine keine sichere Sanitärversorgung hatten. Zudem gibt das Unternehmen Trainings von Installateuren und Maurern vor Ort, die für die Anbindung der Produkte zuständig sind. Außerdem werden Programme (zum Beispiel an Schulen) gefördert, die das Bewusstsein für saubere Sanitärversorgung und Hygienebedingungen erhöhen sollen. Dafür arbeitet das Unternehmen mit NGOs wie UNICEF zusammen. Das Beispiel zeigt gut, wie die Verantwortung von Unternehmen aussehen kann.


 1 Weitere Details finden Sie hier: https://www.grohe-x.com/de-de/sustainability

Neben dem Zweck des Unternehmens hängen die wesentlichen Themen der Unternehmen von den ökologischen, sozioökonomischen und politischen Besonderheiten des Unternehmensumfelds ab und haben somit große branchenspezifische Unterschiede. Faktoren sind Wirtschaftssektor, Geschäftsmodell sowie Liefer- und Wertschöpfungskette.

Insbesondere wenn Sie neu in die nachhaltige Unternehmensplanung einsteigen, sollten Sie zunächst Ihr Umfeld analysieren und mit diesem Wissen dann auf Ihren Unternehmenszweck zurückkommen.

Der Großteil der deutschen Unternehmen sind heute Dienstleistungen. Je weniger natürliche Ressourcen das Unternehmen benötigt, desto relevanter wird das WAS und FÜR WEN.

  • Während für produzierende Gewerbe- und Energieversorgungsunternehmen vor allem die Rohstoffe und die Auswirkungen der Produktion und Herstellung ihrer Produkte wesentliche Auswirkungen haben, haben Dienstleistungsunternehmen meist weniger ressourcenintensive Lieferketten.
  • Handelsbetriebe haben mit Ihrer Unternehmung auch noch wesentliche Auswirkungen durch die vertriebenen Produkte, aber auch durch die Bereitstellung und Lieferung Ihrer Leistung.
  • Ressourcenintensive Dienstleistungen (wie zum Beispiel Krankenhäuser) haben einen hohen Bedarf an Hilfsmittel, die sie für die Erfüllung der Leistung benötigen.
  • Dienstleistungen, die durch die Erstellung, Verarbeitung und den Verkauf von Informationen ihren Gewinn erwirtschaften, befähigen andere (z.N. durch Bildung oder Beratung) durch ihr Wissen oder Daten. Die wesentlichen Auswirkungen entstehen also durch die Kernaktivitäten und den dazu benötigten Ressourcen. Basiert die Dienstleistung hauptsächlich durch einen fiktiv geschaffenen Wert (zum Beispiel durch die Kreativität), ist die Nutzung von natürlichen Ressourcen verschwindend gering. Hier wird also relevant, welches Unternehmen durch die Dienstleistung befähigt wird. Somit können die wesentlichen Auswirkungen eines Dienstleistungsunternehmens die Auswirkungen der Kunden sein.

Deep Dive: Nachhaltige Unternehmensführung dreht sich im Kern darum, dass ein Unternehmen Verantwortung für die Auswirkungen seines Handelns übernimmt. Es geht hier um eine weitreichende Verantwortung, die nicht nur die direkten Auswirkungen im Unternehmen, sondern auch die Ihrer Lieferströme beachtet. Es macht einen großen Unterschied, ob zum Beispiel das Know-how einer Marketingagentur Öl- und Gaskonzerne oder für “Higher Purpose”-Unternehmen wachsen lässt.


Fazit

Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex und für jedes Unternehmen individuell. Empfehlenswert ist, sich Unterstützung holen. Die gesellschaftlichen, politischen und natürlichen Bedingungen ändern sich aktuell sehr schnell. Deshalb sollte auch die Nachhaltigkeitsstrategie in ihrer Umsetzung adaptiv sein. Nachhaltiges Wirtschaften fordert uns auf, über den Tellerrand (unseres Unternehmens) zu blicken und global zu denken. Der erste Schritt zu einer Nachhaltigkeitsstrategie ist sicherlich das Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns.


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